Symbolbild für Gerechtigkeit - war der Lastenausgleich 1952 gerecht?

Lastenausgleich 1952: 50% Sondersteuer für Hausbesitzer

  • Beitrags-Kategorie:finanzielle Vorsorge
  • Lesedauer:6 min Lesezeit

Wie kam es zu dem damaligen Lastenausgleich von 1952 und wie sah die Zwangshypothek aus, die die Hausbesitzer zu entrichten hatten? Was viele nicht wissen, ist, dass das Gesetz bis heute existiert. Dieser Beitrag soll dir ein grundlegendes Verständnis über den damals verhängten Lastenausgleich geben. Ich werde auch darauf eingehen, warum ich die mancherorts vertretene Meinung, dass man damals mit einer verschuldeten Immobilie besser fuhr als mit einer unverschuldeten, kritisch sehe.

Lastenausgleich 1952

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Wie es im Wort schon drin steckt, geht es darum, Lasten auszugleichen. Ersetze das Wort Lasten durch Belastungen, Kosten oder durch Verlust. Diese Ausgleichszahlungen müssen von den Bürgern getragen werden. 

Ein Lastenausgleich ist im Prinzip nichts anderes als eine einmalig zu zahlende  Vermögensabgabe und kommt somit einer Enteignung gleich. 

Schon zwei mal in der Geschichte mussten die Deutschen eine Vermögensabgabe entrichten: 

Lastenausgleichsgesetz von 1952

Der Lastenausgleich vom 14.08.1952, nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, sollte eine soziale Grundlage sein und den Opfern von Bombardierungen, Vertreibungen und Währungsreformen, die damals alles verloren hatten, helfen. 

Damalige Forderung: soziale Gerechtigkeit. Ein Auszug aus der Präambel:

“In Anerkennung des Anspruchs der durch den Krieg und seine Folgen besonders betroffenen Bevölkerungsteile auf einen die Grundsätze der sozialen Gerechtigkeit und die volkswirtschaftlichen Möglichkeiten berücksichtigenden Ausgleich von Lasten und auf die zur Eingliederung der Geschädigten notwendigen Hilfe…”

Einfach erklärt, bedeutete das Lastenausgleichsgesetz von 1952 eine Unterstützung der Bevölkerungsteile, die durch den Krieg und seine Folgen besonders hart getroffen waren. 

Diejenigen, die weniger zu Schaden gekommen waren, das heißt noch über erhebliches Vermögen verfügten, sollten diejenigen finanzieren, die größeren Schaden erlitten hatten.  

Es sollte eine soziale Gerechtigkeit geschaffen werden und wurde begründet mit der Solidarität gegenüber den Vertriebenen, aus damals Ostpreußen, die sodann heimatlos waren. Letztendlich wurde das Vermögen umverteilt.

Folgen für Hausbesitzer

Zwangshypothek

Die Hausbesitzer erhielten einen Freibetrag von 5000 D-MarkAlles darüber hinaus wurde mit einer Sondersteuer von 50% belegt und über die Eintragung einer Grundschuld auf die Immobilie abgesichert. Diese Sondersteuer war also nichts anderes als eine Zwangshypothek. Diese kommt damit einer teilweisen Enteignung der Hausbesitzer gleich.

Stundung auf 30 Jahre

Viele Bürger konnten diesen Betrag nicht mit einem Mal abführen. Damit es damals nicht zu Notverkäufen aufgrund der Steuerbelastung kam, war eine Stundung auf 30 Jahren erlaubt. Konnte jemand den prozentualen Anteil pro Quartal jedoch nicht tilgen, verlor er seine Immobilie.

Behandlung von Schulden

Das Lastenausgleichsgesetz von 1952 formulierte es im §37.1 a folgendermaßen: “Schulden, die im wirtschaftlichem Zusammenhang mit bestimmten Gegenständen stehen, sind in erster Linie bei dem Vermögensteil abzuziehen, zu dem die Gegenstände gehören”. 

Dies hatte zur Folge, dass Schulden vom Vermögenswert abgezogen wurden und der Restwert zur Berechnung der Vermögensabgabe herangezogen wurde. 

Das klingt besser als es in Wirklichkeit war. Denn ein paar Jahre zuvor, in 1948, gab es die Währungsreform. Gucken wir uns dies nachfolgend etwas genauer an.

Währungsreform von 1948

Bei der Umstellung von Reichsmark auf D-Mark sind die Vermögenswerte unterschiedlich in ihrer Umrechnung behandelt worden:

Schulden und Verbindlichkeiten

Laufende Zahlungen wie Miete, Rente, Gehalt wurden 1:1 umgerechnet. 

Verbindlichkeiten und Schulden wurden im Verhältnis 10:1 umgerechnet und damit drastisch reduziert.

Schulden und Verbindlichkeiten wurden also im Verhältnis 10:1 umgerechnet. Eine Immobilie mit Schulden in Höhe von 100.000 Reichsmark, hatte nach der Währungsreform also noch Schulden in Höhe von 10.000 DM. 

Der Eigentümer wurde demnach dank der Währungsreform zu einem großen Teil entschuldet. 

Nimmt der Schuldenanteil ab, steigt der Vermögenswert an. Die Freude der Hausbesitzer hielt jedoch nicht lange an. Denn der gestiegene Vermögenswert wurde vier Jahre später zur Berechnung des Lastenausgleiches herangezogen. Die Sondersteuer fiel durch die vorangegangene Währungsreform also höher aus.

Guthaben

Und wie sah es mit dem Guthaben aus? 

Vermögenswerte wie Immobilien und Aktien mit 1:1.

Aber Bargeld, Bankgeld, Lebensversicherungen etc. wurden im Verhältnis 100:6,5 umgestellt. Von 100.000 Reichsmark blieben dann also noch 6500 DM Guthaben übrig. 

Der Bürger hatte nach der Währungsreform weniger Guthaben und wurde somit enteignet. Der Lastenausgleich 1952 kam dann noch oben drauf.

  • Neuer Lastenausgleich 2024?

    Die Gültigkeit vom Lastenausgleichsgesetz von 1952 endete zwar 1982 aber es existiert bis heute. Aus diesem Grund konnten nun Änderungen am damaligen Gesetz vorgenommen werden. Diese Änderungen werden zum 01.01.2024 wirksam. Da kommt die Frage auf, ob 2024 ein neuer Lastenausgleich erlassen wird?

Wie ist deine Meinung zu diesem Thema? Siehst du den damaligen Lastenausgleich als sozial gerechte Maßnahme oder empfindest du ihn als unfaire Vermögensumverteilung? Schreibe es mir gerne in die Kommentare. Und vertrittst du deine Meinung weil oder obwohl du ein Eigenheim oder eine Eigentumswohnung besitzt?

Denk dran: Vorsorge schafft Sicherheit, 

deine Diana

Bildquelle: NoName_13/Pixabay

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Letzte Aktualisierung am 26.05.2023 um 22:16 Uhr / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Diana

    Hallo,
    danke, dass du deine Geschichte teilst. Allerdings hat eine Medaille immer zwei Seiten. Wenn du sagst, dass Teile deiner Familie davon profitiert hat, dann denke ich an die Familien, deren Existenzen dafür vernichtet wurden. Entsteht Gerechtigkeit, indem die Lebensleistung eines anderen umverteilt wird?
    Viele Grüße, Diana

  2. Manschewski

    Hallo, ich hörte als Kind immer vom Lastenausgleich. Meiner Mutter wurde bei ihrer Hochzeit ihr Erbe ausgezahlt. Nach dem Krieg wollten ab ihre vier Brüder, daß sie auch als Flüchtling von den Lastenausgleich profitiert, also wurde Alles durch fünf geteilt. Die Brüder wohnten in Westdeutschland und meine Mutter in der damaligen DDR. Sie hat also niemals vom Lastenausgleich profitieren können, während ihre Brüder damals jeweils über dreitausend DM bekommen haben. Meiner Mutter Anteil ist also verfallen.

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